Bauerntag 2022 – Generationswechsel im Kreisbauernverband
10.04.2022
Bauerntag 2022 – Generationswechsel im Kreisbauernverband Teltow-Fläming
Am 4. April hatte der Kreisbauernverband Teltow-Fläming seine Mitglieder sowie Gäste aus Politik und Verwaltung zum diesjährigen Bauerntag nach Klein Schulzendorf eingeladen.
„Der Generationswechsel ist uns gelungen.“ Mit diesen Worten eröffnete der neue Vorsitzende des Kreisbauernverbandes Benny Hecht den Bauerntag 2022. Damit nahm er Bezug auf die zuvor in der internen Mitgliederversammlung erfolgte turnusgemäße Wahl des KBV-Vorstandes. Mit anerkennenden Worten dankte er den bisherigen Vorstandsmitgliedern für ihr Engagement im Interesse des landwirtschaftlichen Berufstandes und ehrte gemeinsam mit seiner Vorgängerin Silvia Fuchs die ausgeschiedenen Vorstandesmitglieder Regina Siebeke, Wilfried Krieg, Uwe Mertin, Bernd Thiele und Detlef Kauert für ihre langjährige ehrenamtliche Verbandstätigkeit mit der Ehrenmitgliedschaft.
Die wiedergewählten Vorstandsmitglieder Benny Hecht, Mario Schwanke, Birk Ilgner, Elisa Erpel, Erick van Dijck, Jörg Niendorf und Rainer Schmitt erhalten nun Unterstützung von den neuen Vorstandsmitgliedern Lilian Guzmán-Pfeiffer, Ramona Krykwa, Christoph Schulze und Fabian Schlüter. In dieser Zusammensetzung repräsentiert der neu gewählte KBV-Vorstand alle Regionen des Landkreises Teltow-Fläming sowie die Vielfalt der heimischen Landwirtschaft.
Der Bauerntag in Teltow-Fläming stand ganz unter dem Eindruck der allgemein schwierigen wirtschaftlichen Bedingungen, die sich insbesondere auf die stark gestiegenen Betriebsmittelkosten und Preiseinbrüche in der Tierhaltung begründen. Rückblickend verwies Hecht auch auf die noch immer nachwirkenden ertragsschwachen Dürrejahre sowie auf die komplizierten Arbeitsbedingungen unter dem Einfluss der Corona-Pandemie und leitete über zu den aktuellen Auswirkungen des Krieges in der Ukraine auf die Agrarmärkte.
Die Landwirtinnen und Landwirte sind sich sehr wohl ihrer Verantwortung für die Ernährungssicherheit bewusst. Dazu fordern sie jedoch konstruktive Rahmenbedingungen von der Politik ein. Sowohl die Konzepte des europäischen Green Deals als auch die Farm-to-Fork-Strategie gelte es zu überdenken. Kritisch sehen die hiesigen Bauern auch die Vorschläge der EU zur gemeinsamen Agrarpolitik ab 2023. Mit den einseitig ökologisch ausgerichteten Vorgaben – u.a. Erhöhung der Stilllegung von landwirtschaftlichen Flächen – droht eine extreme Schwächung der Landwirtschaft in Brandenburg und die Verlagerung der Produktion von lebenswichtigen Erzeugnissen ins billig produzierende Ausland. Scharfe Kritik äußerte der neue KBV-Vorsitzende Benny Hecht in Richtung des Brandenburger Landwirtschaftsministeriums, von wo permanent der ökologische Weg als der einzig richtige gepriesen wird: „Selbst, wenn der Ökolandbau sich auf eine ökonomisch funktionierende Nische von politisch gewollten 30 % bewegen sollte, gibt es noch immer 70 % Landwirtschaft in Brandenburg, für die offensichtlich das Ministerium keinen Plan hat und erst recht keine Wertschätzung vorsieht.“
Begründet auf den Grundlagen bäuerlichen Wirtschaftens, wie zum Beispiel die Bewahrung und Mehrung der Bodenfruchtbarkeit sowie ein gesundes Verhältnis von Ackerbau und Tierhaltung zur Sicherung der Kreislaufwirtschaft, fordern die Mitglieder des Kreisbauernverbandes u.a. die Honorierung des betrieblichen Einsatzes von ressourcenschonenden Anbauverfahren, den finanziellen Ausgleich bei produktionsintegrierten Naturschutz-Maßnahmen sowie behördliche Unterstützung und zügige Genehmigungsverfahren für Investitionen in noch mehr Tierwohl bzw. Energieprojekten.
Zustimmung fanden die Mitglieder des Kreisbauernverbandes bei ihren Gästen. Der Stellvertretende Generalsekretär des Deutschen Bauernverbandes Udo Hemmerling ging in seinen Ausführungen konkret auf die Herausforderungen der Agrarreform 2023 und deren einkommensmindernde Wirkung ein. Er verwies u.a. auf die bereits vorhandenen Erfahrungen der Produktion von Bioenergie, die als Grundlastsicherung eine noch bedeutendere Rolle in der politischen Diskussion spielen müsse. Henrik Wendorff, Präsident des Landesbauernverbandes Brandenburg, verwies auf den „Neuen Brandenburger Weg“, der von den Verbandsmitgliedern des KBV Teltow-Fläming mit beschlossen wurde und für das Brandenburger Agrarministerium viele konkrete Vorschläge zur Bewältigung der gesellschaftlichen Herausforderungen bereithält. Landrätin Kornelia Wehlan bekräftigte die enorme Bedeutung von intakten vielfältigen Landwirtschaftsbetrieben im Landkreis für eine positive Entwicklung des gesamten ländlichen Raumes. Die Bundestagsabgeordnete Sylvia Lehmann sowie der Landtagsabgeordnete Erik Stohn versicherten den Anwesenden, die Fragen und angesprochenen Probleme in ihre Gremien nach Berlin bzw. Potsdam mitzunehmen und lösungsorientiert zu bearbeiten.
Die anschließende Diskussion offenbarte zahlreiche zusätzliche Problemfelder, denen sich die Landwirtinnen und Landwirte ausgesetzt sehen. Angesprochen wurden u.a. die gravierende Kostenexplosion, der Abbau der ohnehin schon geringen Tierhaltung in Brandenburg, Qualitäts- und Quantitätsminderung der Pflanzenerzeugnisse aufgrund der stringenten Düngeverordnung, die Auswirkungen der Afrikanische Schweinepest, die Belastung der Weidewirtschaft durch den Wolf und nicht zuletzt die überzogene ökologische Ideologisierung der deutschen Landwirtschaftspolitik und unzureichende Planungssicherheit wegen ständig neuer Auflagen.
Zusammenfassend formulierte Benny Hecht die Perspektive der Landwirtschaft und die bevorstehenden Aufgaben des neu gewählten Vorstandes: „Die Landwirtschaft ist im Umbruch. Und wir sind mittendrin. Uns muss es gelingen, diesen Umbruch mitzugestalten!“ Er wünsche sich einen starken und vielfältigen Verband und eine moderne, innovative und attraktive Landwirtschaft, die im Einklang mit der Natur agiert – mit vielen Nischen für das Besondere und geballter Stärke für die großen Herausforderungen der Zeit.
Abschließend dankte er im Namen des Kreisbauernverbandes allen Partnern und Verbündeten für die gute und zukunftsorientierte Zusammenarbeit. Ein besonderer Dank galt den „Bildungsakteurinnen“ im Agrarbereich. Sylvia Herrmann von „Land aktiv“, Ute Thiele vom Ausbildungsnetzwerk und Cordia Wolff von der Landwirtschaftsschule engagieren sich inzwischen über viele Jahre für die landwirtschaftliche Wissensvermittlung und schufen somit gute und notwendige Voraussetzungen für eine Landwirtschaft mit Zukunft.
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